Montag, 14. April 2008

Ich bin gerade etwas geschockt!

nicht weil ich den zweiten teil vom jüngsten gericht (kann das jüngste gericht überhaupt einen zweiten teil haben? - das nur so nebenbei) mit dem starrsamen moretti nicht gesehen habe, und jetzt rufen mich alle an und erzählen mir, wie grossartig der war. nein. deshalb bin ich nicht geschockt. weil es auch nicht so wahr.

aber deshalb: wie kann es sein, dass berlusconi schon wieder die italienischen parlamentswahlen gewonnen zu haben scheint? wie...

... ich mein, ich liebe italien, hab das land auch immer ein bisschen als meine zweite heimat gesehen. da wollte ich einmal leben, wenn ich nicht mehr in deutschland sein muss. aber...

... wie soll ich noch ein land lieben, wenn die leute dort so bescheuert sein können? oder bin ich jetzt rassistisch und so etwas kann bei uns hier auch passieren? ich kanns mir nicht vorstellen. wir würden vielleicht so dämlich sein und den jauch zum bundespräsidenten wählen, aber einen mann, der bekanntermassen soviel dreck am stecken hat?

ich verstehe es nicht und bin geschockt. weil ich nicht verstehe, wie solche menschen die beste küche der welt haben können. ich bin geschockt über die verwirrung der kauslitäten meiner gedanken. berlusconi greift tief in mein wertesystem ein.

oder aber es ist einfacher und pragmatischer: die italiener wollen in ihrer wahl gar nicht den gewählten an die regierung, sondern den NICHTgewählten weg von der regierung. wer regiert ist nämlich ohnehin nicht so wichtig. der wird eh gleich wieder abgewählt.

ich weiss, das ist nicht logisch, aber den italienern wäre da zu zu trauen. deswegen mag ich sie ja wieder ganz gerne. meine italienischen freunde.

ciao bella italia
paolo

Der jüngste Moretti...

... spielte in: "das jüngste gericht". ich hab es gestern gesehen. auf RTL. ich werde den zweiten teil heute nicht mehr sehen. denn es war ein fehler.

tobias moretti mag am theater ein ganz passabler schauspieler sein, aber im film nervt er immer mehr. er utriert wie sau und reisst die ganze story unverhältnismässig an sich, so dass er eher neben der geschichte sein eigenes solostückchen spielt. immer eitel, oft lächerlich und meist unglaubwürdig. man erinnere sich nur an seinen hitler, den nur noch bruno ganz (eigentlich ein hervorragender schauspieler) schlimmer (unbeabsichtigt) persifliert hat.

warum macht moretti das? kann er es nicht anders? oder ist die eitelkeit einfach die achillesferse der schauspieler?

weiters haben mich gestern die dialoge gebeutelt. sie waren nicht zu banal, sondern im gegenteil: kunstvoll geschmiedet wie literatur am theater. nur in so einem film hat das doch nichts zu suchen. um ehrlich zu sein: sich selbst bitter ernstnehmende salbungsliteratur, der auch nur eine ahnung von humor fehlt, hab ich nie gemocht. und auch hier scheint wieder moretti mitverantwortlich zu sein. in einem interview meinte er:

Moretti: Den deutschen öffentlich-rechtlichen war das Drehbuch zu hart. Mir war es zwischendurch einfach zu schlecht. Die letzte Krise hatte ich einen Monat vor Drehbeginn. Da musste ich sagen: Das geht ja schon überhaupt nicht. Dann haben wir uns bei mir getroffen, daraufhin hat man feuerwehrmäßig reagiert, und zu Drehbeginn war dann noch rechtzeitig ein neues Buch da.

Was hat Sie gestört?

Moretti: Die Trivialität der Dialoge machte das Ganze uninteressant. Das sieht ein Schauspieler zwar anders als ein Regisseur, der im Kopf schon andere Bögen zusammenmontiert. Aber trotzdem braucht man nicht so eine Geschichte zu erzählen, mit so einem Aufwand, wenn die Dialoge ständig an Fernsehschablonen erinnern. Da kann ich gleich einen "Tatort" machen.

es ist erniedrigend für uns autoren und zerstörerisch für das produkt, wenn eitle, selbstgefällige schauspieler immer häufiger anfangen herumzukritzeln um sich schöne, tiefgreifende dialoge zu basteln. das kann so einen film kaputt machen - was aber natürlich auf die autoren fällt. gestern dachte ich auch: wer zum teufel hat diesen schwachsinn geschrieben!?

mensch, moretti, warum muss ein kommisar dauernd literatur erbrechen und dann auch noch mit shakespearschem voss-blick alle anderen an die wand zu spielen versuchen!? mach das doch auf deinem bauernhof und verschone uns damit!

mit der bitte um weniger eitelkeit in der welt... okay, im deutschen film und fernsehen, dann bin ich schon zufrieden.
paolo

p.s.: von morettis filmsohn (ein gewisser laurence rupp) war ich begeistert.

Sonntag, 13. April 2008

tito fickt tita

im gedenken an all die menschen, die in unseren medien, der werbung und wo sonst auch immer schlecht bezahlte arbeit leisten, um für produzenten und sender, denen die qualität immer scheissegaler wird, viel geld zu verdienen.

es ist leider im fiktionalen bereich nicht anders: billig muss es sein! und viel zu teuer wären unnötige gedanken, ob das, was gesendet wird überhaupt sinn macht und der verantwortung der massenmedialen einflussmöglichkeit auch entspricht.

medienmenschen in oberen etagen sind keine bösen verführer, die das volk verdummen wollen, oder sonst irgendwelche ideologischen aufträge in sich verspüren, sondern ganz normale menschen, die geld machen und - was noch viel ermüdender ist - an ihren sesseln kleben wollen. und dabei gibt's eine regel: je billiger die produktion desto höher der gewinn.

das kommando "tito von hardenberg" hat nun polylux gefickt. eine ohnehin schlechte lifestyle-sendung einer zu schlimm (nicht so schlimm wie ihre vertretung katrin bauernfeind, aber schlimm genug) eitlen moderatorin, die mit einem lächeln auf die welt herabsieht, als ob diese stinken würde. aber auch ihre sendung riecht nicht ganz koscher, das hat kommando tito nun gezeigt und ein gefälschte interview in der sendung plaziert. polylux hat es offensichtlich ohne gegenrecherche (kostet!) ausgestrahlt.

hier die stellungnahme von tito und konsorten:



Die Sprecherin des Kommandos "Tito von Hardenberg", Ingrid Hüpenbecker, erklärt: „Wir haben die plumpe Internetrecherche von Polylux zum Anlass genommen, die Legende des Speed-Patienten „Tim“ zu erfinden und zum Drehtermin ein kleines Schauspiel vorzuführen. Erschreckend, wie einfach es ist, selbst gewählte Inhalte in Massenmedien zu platzieren und so gesellschaftliche Wirklichkeit werden zu lassen.“

„Polylux war zwar Ziel der Aktion, steht aber stellvertretend für weite Teile der Medienlandschaft, für die Recherche in erster Linie ein Kostenfaktor darstellt. Zentrale Bereiche des Journalismus werden an unterbezahlte Praktikanten ausgelagert, denen es aufgrund prekärer Arbeitsverhältnisse und des daraus resultierenden Drucks schwer möglich ist, ausreichend Zeit und Ressourcen in ihre Arbeit zu investieren.“

solidarność!
paolo

Mittwoch, 9. April 2008

maxdome, i-tunes und co. vs. illegalos

bei maxdome gibt es nun auch bbc-dokus zum download. als dürstend erwartender einer vernünftigen legalen downloadmöglichkeit von filmen, serien, etc. bin ich gleich auf die seite gegangen und...

... gleich auch wieder abgehauen.

"Lieber maxdome User,
das Angebot von maxdome ist mittels digitaler Rechteverwaltung bzw. Digital Rights Management (DRM) geschützt. Eines der meistverwendeten und sichersten Systeme ist das DRM System von Microsoft, welches auch bei maxdome verwendet wird. Die Verwendung dieses DRM Systems setzt die Verwendung eines Microsoft Internet Explorer Version 5 oder höher sowie eines Microsoft Windows Betriebssystems (empfohlen: Windows XP) voraus."

als apple und safari/firefox user hab ich pech gehabt. ausserdem darf man für ca. zwei euro die doku gerade mal 24 stunden anschauen. bin ich blöd? wenn ich was im tv sehe, kann ich’s aufnehmen und hundertmal ansehen. (was aber nur bei sehr wenigen sendungen sinnvoll ist)

ein paar tage zuvor bin begeistert auf i-tunes gegangen, das nun auch in deutschland serien zum download anbietet. aber: die us-serien werden nur in deutscher synchronfassung angeboten. warum?

also bin ich desillusioniert wieder zurück zu meinen illegalen download-quellen. nicht weil ich nichts zahlen will, sondern, weil ich dort jede amerikanische tv-serie in der nacht der ausstrahlung downloaden kann. für mich als autor ein muss!

wann werden die sender und produktionsfirmen endlich begreifen, dass zur zeit viel geld auf der strasse (im netz) liegt, das nur verdient werden muss – durch downloadmöglichkeiten ohne kopierschutzterror und technische hindernisse. und das ganze zu vernünftigen preisen.

das muss doch zu machen sein. die illegalos schaffen das ja immerhin auch.

paolo - illegalo wider willen

Dienstag, 8. April 2008

Bitte Anke!

manchmal, eigentlich beinahe täglich, tut es mir weh, dass ich den job habe, den ich habe. nicht weil ich nicht gerne fürs fernsehen schreibe, sondern weil ich im auftrag von solchen menschen schreiben muss:

wie für RTL-chefin anke schäferkordt, die gerade im spiegel meinte, dass "das (deutsche) Publikum sich höchst ungern auf Neues ein(lässt). Deutschland ist auch deshalb nicht gerade der innovativste Markt. Das kann man beklagen, aber kaum ändern."

woher nimmt die gute anke diese einsicht? wieso druckt man solchen schwachsinn ab? wie erklärt sich schäfi dann, warum amerikanische serien hierzulande sehr wohl gut ankommen!? weil sie nicht innovativ sind? schöner blödsinn. danke anke.

CSI, house, monk... alles quotenhits und alles innovativ. was geben die sender hierzulande in auftrag? dr.molly - eine weibliche version von dr.house. charité - eine berliner version von greys anatomie. RIS - eine italo-franko-deutsche version von CSI. das letzte schon ein flop, die anderen wahrscheinlich bald. hoffentlich nicht, denn ich schreibe ja auch für eine davon, aber ich befürchte es. denn: das deutsche publikum lässt sich höchst ungern auf innovatsionslose kopien ein! die sender haben schiss vor innovation und das publikum ist gelangweilt. deshalb ist der deutsche markt nicht gerade der innovativste! davon bin ich überzeugt.

schäferkordt verteidigt auch die blitzabsetzung von "die anwälte". das publikum habe die serie trotz intensiver bewerbung nicht wahrgenommen. ganz sicher anke, weil das publikum dachte: "uh, eine anwaltsserie. das ist mir jetzt aber ein bisschen zu innovativ..." lüg dir die welt nicht zurecht, sondern gib uns die chance jenseits von marktforschung und senderängsten innovative gute deutsche geschichten zu erzählen.

bitte anke!
dein paolo

Montag, 7. April 2008

fernsehabend

als fernsehautor schau ich natürlich immer wieder fern. so schwer es mir oft fällt. und das, obwohl ich immer schon ein tv-trash-fan war (in erinnerung an sonnige samstagnachmittag mit 90210...). deswegen bin ich wahrscheinlich auch in den beruf geschlittert.

egal. gestern habe ich seit langem wieder mal einen langen tv-abend verbracht. mit meiner frau paola. bei einem freund versteht sich, weil bei mir geht ja nicht, da ich keinen fernseher habe, da ich keine GEZ zahle.

egal. ich war von dem gestrigen tv-abend sehr angetan. es war ein öffentlich-rechtlicher abend, der mich dieses auslaufmodel der medienwelt wieder liebgewinnen liess. hier die stationen:

den tatort hab ich mir erspart, da ich mich letzte woche wieder an einen herangetraut und kopfschüttelnd zwei drittel davon ertragen habe. also bis kurz vor zehn gemeinsam mit paola gekocht und konversation getrieben. dann:

ARD 21.45 anne will mit günther wallraff und ein paar anderen. war nicht gerade der reisser, aber eine wichtige diskussion über ein noch wichtigeres thema: die zunehmende entrechtung in unserer arbeitswelt. auch wenn wallraff ein relikt ist. ich bin froh, dass es ihn gibt. lafontaine ist hingegen ein relikt auf das ich verzichten kann. aber auch okay, dass es ihn gibt. anne sieht wie immer zum küssen aus und wuppt das ganze in einer unterkühlten deutschen distanzerotik, die niemanden vom hocker reisst, aber durchaus sehens- und hörenswert ist.

ARD 22.45 tagesthemen. darüber gibts nicht viel zu sagen, ausser vielleicht, dass in dem beitrag über charlton heston auch erwähnt wurde, dass er früher mit martin luther-king mitgegangen war. im heute-journal hingegen wurde das fallen gelassen! wie so oft 1:0 für die tagesthemen.

ARD 23.00 titel, thesen, temperamente. glücklicherweise NICHT von dieter moor moderiert. ein netter beitrag über curveball. ansonsten etwas altbacken aber informativ.

ARD 23.30 druckfrisch. auch wenn der schwäbische (?) akzent von denis scheck manchmal unerträglich ist, hat die sendung was. die tappsigkeit von schenk, seine vordergründige naivität gepaart mit doch recht fundiertem wissen. seine möchtergern radikalität kombiniert mit der schwäbischen lieblichkeit seiner sprache und figur. ausserdem war der grosse raul schrott zu gast!

ZDF 23.40 also mitten hineingezappt in die karajan-dokumentation. hat weh getan und mich an bernhards "untergeher" erinnert. wie schmächlich wird man angesichts dieses titanen an seine eigene mittelmässigkeit erinnert. ein disziplinnazi vor dem man sich verneigen muss. habe mir vorgenommen mehr karajan zu hören. vielleicht lag meine faszination und mein anflug an depression auch daran, dass ich in der zapp-pause etwas marhiuana konsumiert habe.

ZDF 0.45 heute. wie gesagt: im beitrag über den toten charlton heston wurde nichts über seine bürgerrechtsvergangenheit erwähnt. macht heston nicht besser, aber vollständiger.

ZDF 1.45 das gute alte nachtstudio mit herrn panzer. die moraltheologie versucht verbissen befruchtete zellhäufchen in die menschenrechtscharta aufzunehmen. absurd und anachronistisch. ausserdem verwegen in der mittlerweile mindestens schon trippelmoral. ich hab das ganze - mittlerweile schon ziemlich bekifft - verfolgt. panzer wie immer gross zwischen verschmitzter nonchalantes und latenter langeweile.

danke an die öffentlich-rechtlichen für den schönen abend.
paolo

warum bloggen

ich fand blogs bisher blöd. nicht weil die menschen, die blogs schreiben, nichts zu sagen haben, sondern weil mir das ganze zu unübersichtlich war. es schreiben zuviele. und ich kenn mich nicht aus.

also hab ich mir gedacht: schreib selber einen, vielleicht begreifst du das ganze dann besser. aber wen interessiert das ausser mir? niemanden wahrscheinlich. deshalb werde ich den blog auch nirgendwo bewerben. oder tut man das überhaupt? wie werden blogs berühmt?

egal. in meinem leben schreib ich sehr viel quatsch für sehr viele menschen. ich schreibe fürs fernsehen. also kann ich hier doch auch quatsch schreiben für niemanden. mal sehen, was das hergibt. vielleicht hat es ja einen therapeutischen effekt - für mich. brauch ich das denn?

egal. (jetzt schreib ich schon zum zweiten mal egal. aber vielleicht ist das das grosse geheimnis der blogs: es ist egal. egal wer schreibt. egal was man schreibt. egal, weil niemand dahinter steht. kein geld, keine interessensmacht. zumindest noch nicht. oder nur bei wenigen blogs.)

egal. ich sitz in berlin und schreibe. vielleicht ist ja etwas interessantes dabei. für wen? egal.